zurück zur Übersicht

03.06.2024

„Messerverbote werden solche Taten nicht verhindern“

VDB: Kriminalität bekämpfen statt Bürgerrechte beschneiden

Ein offenbar völlig enthemmter Attentäter sticht wie besessen auf mehrere Menschen ein, die sich am Freitagmittag auf dem Mannheimer Marktplatz befinden. Lebensgefährlich verletzt wird dabei ein Polizeibeamter, der pflichtbewusst eingreift, um andere Leben zu schützen. Am Sonntag gibt das Polizeipräsidium die schreckliche Nachricht bekannt: „Der 29-jährige Polizeibeamte, der bei einer Messerattacke am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz schwer verletzt wurde, ist am 2. Juni an den Folgen seiner Verletzungen verstorben.“

Der VDB trauert. Um einen Menschen, der im Alter von 29 Jahren auf grausame Art aus dem Leben gerissen wurde. Wir empfinden tiefes Mitgefühl mit seinen Angehörigen und seinen Kollegen, die diesen unsagbaren Verlust erlitten haben.

Dass diese entsetzliche Tat gefilmt wurde, dass der Angriff auf den geliebten Sohn, den beliebten Kollegen von Millionen Menschen gesehen (und kommentiert) wurde, das muss für die Hinterbliebenen unfassbar grausam sein.

Wenn auch die Wut und das Entsetzen überwiegen, so werden bereits heute Stimmen laut, die schärfere Waffengesetze und generelle Messerverbote fordern, beispielsweise aus Nordrhein-Westfalen (Rheinische Post vom 03.06.2024). Vorgeblich, damit solche Taten wie in Mannheim verhindert werden. Dazu müssen wir als Verband Stellung beziehen. 

Die Tat ereignete sich mitten in der Waffenverbotszone von Mannheim, die im Dezember vergangenen Jahres ausdrücklich mit dem Argument der gestiegenen Zahl von mit Messern verübten Straftaten eingeführt wurde. Auch, wenn die Waffenverbotszone zur Tatzeit am Freitag nicht galt (sie gilt freitags erst ab 20 Uhr), ist es völlig realitätsfern anzunehmen, dass sich Attentäter danach richten.

Ein Blick nach Großbritannien belegt, wie untauglich solche Verbote im Kampf gegen Gewalttaten sind. In England, Wales und Nordirland gilt das restriktivste Messerverbot in ganz Europa. Gleichzeitig steigt die Zahl der in England und Wales durch Messerkriminalität getöteten Menschen jedes Jahr auf einen neuen Höchststand.
(Siehe dazu den Bericht im Spiegel vom 09.02.2023 sowie die Analyse im Knife-Blog.)

Wir bedauern, es immer wieder sagen zu müssen: Kriminelle halten sich nicht an Verbote. Der Attentäter von Mannheim hat übrigens ein Messer als Tatwerkzeug benutzt, das er schon nach geltendem Recht (§42a WaffG, Abs 1 Nr. 3) nicht hätte dabeihaben dürfen, auch nicht außerhalb von Waffenverbotszonen!

Wir möchten uns dem Statement von Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), anschließen, der heute der Berliner Zeitung „BZ“ sagte: „Es ist jetzt nicht die Zeit für populistische Forderungen. Auch Messerverbote werden solche gezielten Attacken nicht verhindern, davon lässt sich kein Täter abhalten.